Wie Kanile'a den Urwald rettet - auf den Spuren von Koa Ukulelen
Wenn Kristen Souza spricht, spürt man eines ganz deutlich: ihre unendliche Leidenschaft dafür, die Welt zum Besseren zu verändern. Ihre Augen glitzern und in ihrer Stimme klingt Wärme, wenn sie von den tiefgreifenden Programmen spricht, denen sie sich mit ganzem Herzen verschrieben hat. Ihre Begeisterung ist ansteckend und wir hängen an ihren Lippen, während sie uns im rumpelnden Offroad-Buggy durch den noch ganz jungen Koa-Wald fährt. Wir sind auf der Nani `Ekolu Ranch, einem knapp 40 Hektar großen Grundstück auf dem Joe und Kristen Souza, Gründer:in von Kanile'a Ukulele (nf. Kanilea), ihr ambitioniertes Wiederaufforstungsprogramm „Saving Hawaii’s Forests“ umsetzen. Hier haben sie in nur 6 Jahren (von 2017 bis 2023) 40.000 Koa-Bäume und umfangreiches Unterholz gepflanzt, um den natürlichen Urwald wieder herzustellen.
Im Buggy fährt Kristen mit uns über die Ranch, die bereits nach sechs Jahren 40.000 Koa-Bäume beherrbergt.
Wir treffen Kristen am Fuß der Auffahrt zur Ranch in Kealakekua, einem charmanten Örtchen an der Kona-Küste der größten hawaiianischen Insel. Dort ist das Klima nicht nur optimal, um den beliebten Kona-Kaffee gedeihen zu lassen. Es bietet auch optimale Bedingungen für das Wachstum von Koa. 20 Minuten lang folgen wir Kristen den Berg hoch, über staubige Straßen – den typischen Red Dirt Hawaiis – vorbei an Farmen in immer dichter werdende Waldstücke.
Rund 20 Minuten dauert die Fahrt hinauf zur Ranch Nani `Ekolu.
Warum muss Hawai‘i wiederaufgeforstet werden?
Um Platz für Weide- und Farmland zu schaffen, wurden in den letzten 100 Jahren rund 90 Prozent der einheimischen Urwälder Hawaiis gerodet, mit gravierenden Folgen für die komplexen Ökosysteme der Inseln. Koa, unser heiß geliebtes Ukulele-Tonholz, ist eine Schlüsselart der nativen Urwälder Hawaiis und in weiten Teilen Äxten und Kettensägen zum Opfer gefallen. Dabei ist der stockstoffreiche Koa essenziell für die Gesundheit der Wälder: Er liefert Nährstoffe für alle anderen endemischen Pflanzen im Unterholz des Regenwaldes, ernährt Hawaiis einheimische Insekten- und Pflanzenarten und bietet ihnen schützenden Lebensraum. Er unterstützt die Wasserscheide des Ökosystems und hilft der Erosion des Waldbodens entgegenzuwirken.
Koa erkennt man gut an seinen sichelförmigen Blättern.
Was macht Koa-Ukulelen so besonders?
Ukulelen aus Koa gehören aus gutem Grund zu den am heißesten begehrten Instrumenten. Koa ist eines der teuersten Hölzer der Welt und wird für die Herstellung von Möbeln, Fußbodenfurnieren, Kunsthandwerk oder eben für den Bau von Musikinstrumenten verwendet, weil es hervorragend klingt. Dabei ist eine endemische – also einheimische, nur auf Hawai’i (nf. Hawaii) wachsende – Baumart und die größte auf den Inseln; ein Koa-Baum kann eine Höhe von beachtlichen 33 Meter erreichen. Doch während der junge Baum schnell wächst und in den ersten fünf Jahren jährlich bis zu fünf Meter in den Himmel schießen kann, braucht er, um in die Breite zu wachsen, viel Zeit. Zeit – und Raum! „Im ersten Jahr haben wir viel zu eng gepflanzt“, erzählt Kristen Souza, als sie uns die 2017 gesetzten Bäume zeigt, die bereits beeindruckend hoch gewachsen sind. „Damals kannte sich noch niemand wirklich aus mit der Wiederaufforstung von Koa und wir haben uns darauf verlassen, was man uns sagte.“ Inzwischen lassen sie zwischen den Bäumen viel mehr Platz, damit sie sich ausdehnen können.
Sehr deutlich erkennt man die immer größer werdenden Abstände zwischen den Koa-Pflanzen, die seit 2017 gepflanzt wurden.
Koa wiederaufzuforsten ist komplex – und viel Arbeit
Nach 2-3 Jahren kommt das Unterholz dazu, auch hierfür werden endemische Pflanzen genutzt, Sandelholz zum Beispiel oder Hoawa, das mit seinen zarten Blüten nicht nur zauberhaft aussieht; Koa-Bäume und das Unterholz gehen eine Symbiose ein und schaffen ein einzigartiges Ökosystem, das sich selbst stabilisiert und von dem auch die heimische Vogelwelt profitiert. Nicht jeder Baum bleibt stehen. „Man weiß nie genau, wie die Beschaffenheit des Bodens ist“, führt Kristen aus. „Einige Bäume gedeihen schnell und gut, andere in direkter Nähe wachsen nur langsam. Wenn dichtes Lava-Gestein im Boden liegt, sterben die Bäume ab oder fallen um. Diese lassen wir liegen, sie bilden die Lebensgrundlage für Bakterien und Insekten und sind Teil eines gesunden Ökosystems.“ Gefällt werden die Bäume nicht – auch nicht für den Bau von Ukulelen. Die Bäume werden geschützt und dürfen gedeihen, ohne von Kahlschlag oder invasiven Arten bedroht zu werden.
Nicht alle gepflanzten Bäume schaffen es. Was umfällt, unterstützt als Totholz das Ökosystem.
Vierzigtausend Bäume haben Kristen, ihre Familie und eine Handvoll Freiwillige in nur sechs Jahren gepflanzt. Auch hier kommt Kristens Engagement zum Tragen. Die Ranch ist privat und kann nicht besucht werden. Dennoch haben die Souzas mitten auf dem Grundstück ein großzügiges Areal mit Hütten angelegt. Hier sind Schulungs- und Schlafräume entstanden, in denen junge Menschen alles über die Aufzucht von Koa und das Wiederaufforstungsprogramm lernen. Sie stammen aus prekären Lebenssituationen, haben oft keinen Schulabschluss. Auf Nani `Ekolu haben sie die Gelegenheit, Abstand zu gewinnen, zu lernen und sich neu zu orientieren. Sie lernen über Pflanzen und praktisches Farmwissen, zum Beispiel wie man Zäune setzt. Der Flug aus Oahu, Unterkunft und Logis, all diese Kosten übernimmt die Stiftung der Souzas.
Auf Nani `Ekolu hat sich Kristen Souza voll und ganz der Wiederaufforstung und sozialen Projekten verschrieben.
Nicht immer jedoch klappt das Einpflanzen der „Keiki Koa“ (Keiki heißt so viel wie Kind oder klein, Keiki Koa ist also der Setzling) durch Freiwillige gut: „Koa ist empfindlich und muss sehr behutsam eingesetzt werden. Das Loch im Erdboden muss groß und tief genug sein, so dass sich ein Wasserreservoir unter dem Baum bilden kann. Außerdem muss die Erde gut gelockert und frei von Laub und Totholz sein. Wir mussten schon viele Bäume ersetzen, die nicht sachgemäß eingepflanzt wurden.“ Nichtsdestotrotz ist es Kristen und Joe eine Herzensangelegenheit, sich weiter und noch mehr sozial und für den Naturschutz zu engagieren. Für das Setzen der Koa-Bäume greifen sie inzwischen aber zumeist auf die Hilfe erfahrener Gärtner:innen zurück.
Hunderte Setzlinge warten im Gewächshaus auf die Regenzeit und darauf, eingepflanzt zu werden.
Was sind die besten Bedingungen für Koa?
Gepflanzt wird in der Regenzeit, die normalerweise im April beginnt und bis August dauert, sich in den letzten Jahren aber immer weiter nach hinten verschoben hat. Im Gebiet Kealakekua steigt zu Beginn der Regenzeit schwerer Nebel auf (uhiwai), ein wichtiger Teil des Wachstumsprozesses und der Bildung des Ökosystems. Der Setzling fängt mit seinen sichelförmigen Blättern das Wasser des Nebels auf und bewässern so langsam den Unterwuchs. Mit der optimalen Menge an Wasser bietet er somit Nährstoffe und Schutz für sich selbst und seine Pflanzennachbarn. Am besten gedeiht Koa übrigens in höheren Lagen. Zwar kann der Baum auch in niedrigeren Lagen wachsen, allerdings langsamer und anfälliger für Verwuchs und Krankheiten. Koa ist aber auch nicht gleich Koa: Es gibt viele verschiedene Arten, von strauchartigen, mehrfach verzweigten, in sich verdrehten Formen bis hin zu hohen, geraden Bäumen. Nicht verwunderlich also, das Koa auch farblich ein großes Spektrum abdecken kann.
Koa kann zu Büschen oder beeindruckenden Bäumen heranwachsen und eine Vielzahl von Färbungen annehmen.
Warum macht sich Kanilea für die Wiederaufforstung von Koa stark?
„Reforest Hawaiʻi“ wurde von Kanilea Ukulele-Gründer:in Joe und Kristen Souza ins Leben gerufen. Kristen sagt: „Ich hatte eine Eingebung, eine Stimme in meinem Kopf sagte, such nach Land! Und genau das habe ich getan. In der Manufaktur ist Koa unser wichtigstes Material für den Bau unserer Luthier-Ukulelen. Es stammt vom Land – hawaiianisch ʻāina – deshalb möchten wir dem Land etwas zurückgeben." Nani `Ekolu will eine verlorene Waldlandschaft durch Wiederherstellung, Erhaltung und Wiederaufforstung zum Wohle künftiger Generationen wiederherstellen und die Souzas stellen sicher, dass das auch unmittelbar zum Wohle der Menschen geschieht, nach dem Motto "Ola ka ʻĀina, ola ke Kānaka." – Wenn das Land lebt, leben die Menschen.
Koa übernimmt im Urwald Hawaiis eine wichtige Rolle und bildet anderen endemischen Pflanzen ein perfekt auf das Klima abgestimmtes Ökosystem.
Wie kannst du den Koa-Wäldern auf Hawaii helfen?
Kristen und Joe Souza wollen auch andere Menschen dafür begeistern, einheimische hawaiianische Pflanzen und Bäume zu pflanzen, um den hawaiianischen Urwald wieder zurückzubringen. Da nicht jeder auf Hawaii lebt und nicht jeder die Möglichkeit hat, dort Bäume zu pflanzen, haben sie die Möglichkeit geschaffen, für die Wiederaufforstung zu spenden. Das kannst du hier tun: Spende an Saving Hawaii‘s Forests.
Selbst mit dem Kauf einer Ukulele kannst du unterstützen. Mit der Islander Plant a Tree Box übernimmst du direkt eine Patenschaft. Mit dieser hast du sogar die Möglichkeit, „deinen“ Baum (der Baum gehört natürlich nicht dir, aber er wird deiner Patenschaft zugeordnet) virtuell zu besuchen. Du erhältst eine Urkunde mit den GPS-Koordinaten und kannst das Gelände auf dieser Website erkunden. Der Baum wird niemals lebendig gefällt oder geerntet. Wenn er stirbt, wird an seiner Stelle ein neuer Baum gepflanzt.
Ōhiʻa lehua gehört zu den ersten Pflanzen, die das Lavagestein durchbrechen. Ohia ist endemisch auf den Inseln Hawaiis und mit seinen roten Blüten auf Lavafeldern und in den Urwäldern ein bildschöner Anblick.