Kamaka Ukulele auf Hawai'i - Eine Manufaktur mit Tradition
Sein Großvater, so erzählt uns Fred Kamaka Jr., hatte sehr hohe Ansprüche an seine Söhne. Auch wenn die Wellen am Strand von Waikiki fantastisch waren und sie nichts lieber wollten, als an den Strand zu gehen, alles Bitten half nichts: Umgehend nach Schulschluss wurden seine zwei Jungs in der väterlichen Werkstatt erwartet, um dort die Finessen der Ukulele-Herstellung zu lernen.
Eine familiengeführte Ukulelen-Manufaktur mit Geschichte
Wir erinnern uns noch gut daran, wie uns Fred Kamaka Sr. – Fred Juniors Vater und Sohn von Kamaka-Gründer Samuel Kamaka – vor vielen Jahren diese Geschichte ebenfalls erzählte und mit seinem ansteckenden Lachen und seinen vor Schalk glitzernden Augen berichtete, dass ihm das strenge Regiment seines Vaters in seiner Kindheit so gar nicht in den Kram passte und wie er sich als Jugendlicher nicht selten Schelte abholte, weil er doch lieber Surfen gegangen war. Damals, 2015, als wir zum ersten Mal an der Factory Tour bei Kamaka teilgenommen haben, führte der dann 93jährige und rüstige Fred Sr. noch selbst durch die heiligen Hallen von Hawaiis ältester noch bestehender Ukulele-Manufaktur. Wir hatten sogar noch die Freude, seine Frau Elisabeth kennenzulernen. Als Flugbegleiterin war sie nach Hawai’i gekommen, verliebte sich in Fred Sr. und blieb. Die Verbindungen nach Deutschland rissen übrigens nie ab – noch heute bezieht Kamaka ihre Schaller Stimmmechaniken aus Deutschland, eine Verbindung die nicht zuletzt wegen Elisabeths Dolmetscherkünsten zustande kam.
Einiges hat sich geändert in den fast zehn Jahren seit unserem ersten Besuch und noch viel mehr seit Fred Kamaka Senior und sein Bruder Sam Jr. in den 1930er Jahren nach der Schule zum Arbeiten antreten mussten, statt zum Strand zu gehen. Doch eines ist gleich geblieben: Kamaka steht wie kaum eine andere Marke für Ukulelen „Made in Hawai’i“. Als älteste noch bestehende Manufaktur und seit Beginn ein Familienbetrieb setzt Kamaka auf Tradition. In feinster Handarbeit werden hier in Honolulu High End Ukulelen gefertigt.
Fred Kamaka Jr., die dritte Generation also, führt uns nun durch die Werkstatt, die seit 1959 in der 550 South Street ansässig ist – in den Jahren davor, ab der Gründung 1921 hatte Kamaka Ukulele seinen Sitz ein paar Minuten entfernt in der South King Street. Hier in einem eher unauffälligen beige getünchten Gebäude kann man die Entstehung ihrer Premium-Ukulelen Schritt für Schritt nachverfolgen.
Kamaka baut Ukulelen nach höchsten Qualitätsstandards
Alles beginnt beim Holz: Feinstes Koa kommt für die Premium-Ukulelen von Kamaka zum Einsatz. Hier liegt es unter einem Vordach und darf trocknen. Bis zu vier Jahren gibt Kamaka dem Holz, das in dieser Zeit unberührt in der lauen Wärme Hawaiis entspannen darf. Gleich daneben liegen quadratisch zugeschnittene Holzscheite, die darauf warten, zu Halsprofilen verarbeitet zu werden – immer zwei werden aus einem Holz gefräst, um das kostbare Gut möglichst effizient zu verwerten.
Die Pineapple Ukulele, ein Patent von Kamaka
Ist das Holz bereit für die Verarbeitung wird es gefräst, zugeschnitten, unter Druck und Hitze gebogen und in Form gebracht. Zwei grundlegende Formen werden hier gefertigt: die klassische Sanduhrform nach dem Modell der portugisischen Urform der Ukulele (der Cavaquinho bzw. Machete) und Pineapple Ukulelen. Das ist so erwähnenswert, weil Kamaka die Ukulele in zuckersüßer Ananasform erfunden hat. Mitte der 1920er Jahre entwarf Sam Kamaka ein Muster für einen neuen, ovalen Ukulele-Korpus. Mit dieser Form konnten Spieler:innen ihrer Ukulele deutlich mehr Lautstärke und einen resonanten, weichen Klang entlocken. Weil die kleine Ukulele aussah wie eine Ananas, ließ Sam einen befreundeten Künstler die Decke im Look der köstlichen, tropischen Frucht nachbilden – und die Pineapple Ukulele war geboren. Ein paar Jahre später, 1928, ließ Sam Kamaka das Design patentieren. Die Pineapple Ukulele wurde sofort ein weltweiter Erfolg und ist bis heute Kamakas Markenzeichen und neben der klassischen Ukulele-Form heiß begehrt.
Das markante Logo Kamakas, die aufeinander gestapelten „K“, trug die kleine Ananas damals übrigens noch nicht. Das frühe Logo Kamakas zeigte – wie das aller anderen Manufakturen auf Hawai‘i – das königliche Wappen Hawaii’s. Erst 1958 nachdem Sam Jr. das Geschäft seines Vaters übernommen hatte, tauchten das Logo auf den Ukulelen Kamakas auf. Als er beim Designen des neuen Logos die Worte "Kamaka“ und „Ukulele" so setzte, dass die K's übereinander gereiht waren, gefiel ihm was er sah. Zufrieden befand er, dass sie hervorragend für ihn und seinen Bruder Fred Sr. stünden – so blieb es beim Logo, das Kamaka-Ukulelen bis heute ziert.
Eine Ukulele entsteht
Sind die Holzteile ausgefräst und in Form gebracht können schon fast die ersten Schritte des Zusammenfügens beginnen. Zunächst aber wird aus der Decke mittels Präzisionslaser noch das Schallloch herausgeschnitten, das man mit Kamaka-Logo versehen und in Form eines Magneten als Andenken an die Tour mit nach Hause nehmen darf. Der Laser setzt auch Markierungen dort, wo später die Verstrebung (Bracing) und die Brücke sitzen werden. Das sogenannte „Fan Bracing“ stabilisiert die Decke – und hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn es geht darum die perfekte Balance zu finden zwischen Schwingen und Stabilität. Zu viel Schwingung und der Sound ist off, zu wenig Schwingung und der der Sound ist nicht da 😉 Für jede Ukulelengröße gibt es deshalb ein angepasstes Bracing mit einer unterschiedlichen Anzahl an Streben.
Dann geht es ans „Assemblen“, ans Zusammenfügen. Zunächst werden die gewölbten Seitenteile (Zargen), miteinander verleimt und in eine Holzform eingespannt. Mit dutzenden Metallklemmen in Form gehalten, dürfen die Einzelteile nun zusammenfinden. Nachdem die Klemmen gelöst sind, kommen der Boden und die Decke dazu. Eingespannt in eine Presse darf die Ukulele in spe erneut liegen und zum Korpus zusammenwachsen.
Fehlen noch Hals, Griffbrett und Kopfplatte. Das Griffbrett und die Kopfplatte werden aus einem Stück gefräst und erhalten mittels Laser die Mulde, in die später das schimmerende Kamaka-Logo eingelegt wird. Auch für das Griffbrett wird der Laser genutzt, denn er schneidet, immer identisch und im perfekten Abstand, die Mulden für die Bundstäbchen und für die Positionsmarker ins Holz.
Eine Disney-Ukulele von Kamaka
Die Positionsmarker, die wir hier erspähen, sehen ungewöhnlich putzig aus. Ein kleiner Knopf mit runden Öhrechen rechts und links, das sieht verdammt stark nach Mickey Mouse aus! Und in der Tat, Kamaka produziert für Disney ein exklusives Modell mit Mickey Mouse-Emblem. Um das kaufen zu können, muss man in einer speziellen Suite im Disney Resort übernachten und Fred Jr. berichtet lachend, dass es sogar schon vorkam, dass passionierte Kamaka-Fans andere dafür bezahlt haben, das zu tun, nur um dieses rare Modell zu ergattern.
Wir können das gut nachvollziehen, denn schon die regulären Modelle der traditionsreichen Manufaktur sind fantastisch. In der Werkstatt gehen sie nun die letzten Schritte. Nachdem der Hals angebracht ist, wird die Ukuele fein abgeschliffen, lackiert und poliert. Dann folgt die Brücke, die minutiös angebracht wird und schließlich die Montage der Saiten und Einstellung der Intonation. In der abschließenden Qualitätskontrolle werden alle Komponenten noch einaml geprüft und getestet, dass die Ukulele den hohen Ansprüchen Kamakas genügt.
Ukulelen für höchste Ansprüche
Dafür setzt Kamaka unter anderem auf den Klopftest, um zu hören, ob das Holz so schwingt, wie gewünscht – und auch dazu weiß Fred Jr. zum Abschluss der Führung eine interessante Geschichte zu erzählen. In den 50er Jahren begann Kamaka, behinderte Mitarbeiter zu engagieren – sehr unüblich zu dieser Zeit, da körperlich behinderte Menschen als Belastung angesehen wurden und als nicht beschäftigungsfähig galten – zwei Handwerker, die seit ihrer Geburt gehörlos waren. Ihr vermeintliche Behinderung entpuppte sich überraschend als außergewöhnliche Qualifikation, denn man stellte fest, dass die hörgeschädigten Handwerker mit ihrem ausgeprägten Tastsinn die Dicke von Resonanzkörpern mit absoluter Genauigkeit messen können. Sie trommeln mit den Fingern auf das Holz und spüren die Vibrationen. Bis zur Pensionierung waren die beiden für Kamaka tätig und das ist nicht ungewöhnlich für das Traditionsunternehmen. Auf die Stabilität und Zufriedenheit der Belegschaft ist Kamaka stolz und überzeugt, dass auch sie ein wichtiger Grund für den anhaltenden Erfolg der Marke ist.
Während das Erbe Kamakas weiterbesteht, tragen die nächsten Generationen ausgezeichneter Ukulele-Bauer das Leitbild von Sam Kamaka Sr. weiter: "Wenn du Instrumente baust und den Familiennamen verwendest, dann bau keinen Schrott!"
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