Das Austrian Ukulele Festival 2019 - Vier Strings bringen Graz zum Klingen
Ich bin noch immer vollkommen geflasht! Das letzte Wochenende hat mich umgehauen und mir fehlen tatsächlich die Worte angesichts dessen, was die Veranstalter des Austrian Ukulele Festival da auf die Beine gestellt haben. Fantastisch! Ich habe ernsthafte Schwierigkeiten, mich wieder zu beruhigen vor lauter Begeisterung (merkt man gar nicht, ich weiß ;-)).
Aber fangen wir vorn an: Vergangenes Wochenende fand also das Austrian Ukulele Festival 2019 im österreichischen Graz statt und wir wollten uns natürlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, in ein paar Workshops von den Größen der Szene zu lernen, die wunderhübsche Stadt zu erkunden, Freunde aus der Ukulele Community zu treffen und neue Freunde kennenzulernen.
Das Line-up und die vielen Seiten der Ukulele
Vom 23. bis 26. Mai war Graz, das österreichische Juwel einer Stadt, Zentrum der internationalen Ukulele Community und an verschiedenen Veranstaltungsorten fanden Workshops, Ukulele Circles, Sing Alongs, Open Mic Stages und natürlich Konzerte statt. Und nicht nur die Gäste waren von überall aus Europa und sogar den USA angereist, insbesondere das Line-up konnte sich sehen lassen mit internationalen Künstlern wie Andrew und Jay Molina aus Hawaii, Peter Luongo aus Kanada, Dead Man’s Uke aus Großbritannien, dem Overdriver Duo aus Brasilien, Tubadu aus Italien, Elisabeth Pfeiffer, John Atkins aka The Ukulele Teacher, Opera-lele, Dani Usero … und und und. Selbst Taimane Gardner, die wundervolle Ukulele-Virtuosin aus Hawaii war für eine Konzert und einen Workshop angereist.
Doch das Line-up war nicht nur international und beachtenswert, es hat vom ersten Moment des Auftakt-Konzerts an eindrucksvoll bewiesen, wie vielfältig die Ukulele ist, wie unendlich viele musikalische Facetten sie abdecken kann und dass so ziemlich jeder Musikstil zu ihr passt – ganz egal ob Klassik, Swing, Ska, Metal, Flamenco, Kabarett, Pop und natürlich traditionell oder modern Hawaiianisch. So viele großartige Künstler auf einen Haufen, so viel Aloha, so viel Gemeinschaftssinn, so viel Spaß – die Ukulele und die Veranstalter haben ein wirklich einmaliges Event aufgezogen.
Graz - Ein Veranstaltungsort mit Charme
Graz als Veranstaltungsort hat einen ganz besonderen Charme. Die Stadt ist überschaubar, unendlich hübsch und romantisch, man kann alles gut erlaufen, kommt schnell von A nach B und kann sich zwischendurch bei steirischen Köstlichkeiten oder einem leckeren Eis stärken, denn auch kulinarisch ist Graz ein echtes Highlight (wer mehr über Graz erfahren möchte, der findet in diesem Reisebericht ein paar tiefer gehende Eindrücke).
Vor allem hat es das Team um Elisabeth und Dominic Flik, unterstützt von der großartigen Diana „The Ukulele Ambassador“ All, verstanden, die Workshops, Konzerte und Get Togethers zeitlich und geographisch sinnvoll zu planen – und wer einmal an einem Event teilgenommen hat, wo das nicht so war, weiß diese Planung sehr zu schätzen. Die ersten zwei Tage konzentrierten sich rund um den Kaiser Joseph-Platz zwischen Theatercafé und Kaisers Smoked BBQ – das ganz nebenbei wirklich großartiges BBQ auftischt. Hier fanden die ersten Workshops mit Peter Luongo, der wunderbaren Elisabeth Pfeiffer und den zauberhaften MoMas aus Berlin statt, außerdem das kurzweilige Kick-off-Konzert mit einem Vorgeschmack auf viele der anwesenden Künstler. Samstag und Sonntag verlagerte sich das Geschehen an den Karmeliterplatz und auf den Schlossberg, zur Uhrturmkasematte und den atemberaubend atmosphärischen Schlossbergbühne-Kasematten. Dort wurde das herrliche Wetter für Workshops im Freien genutzt und auf der Schlossbergbühne war zwischen der Open Mic Stage von Flight (die übrigens auch die wunderschöne Festival Ukulele als Teil ihrer Travel Serie gestaltet haben) und der gegenüberliegenden Hauptbühne immer etwas zu sehen, zu erleben, zu hören und sehen, zu shoppen, essen und trinken. Keinen Moment lang wurde es langweilig und sämtliche Stars waren vor Ort, hatten Zeit für spontane Kani ka pila oder einen Schnack am Rande.
Und die Stimmung war ausgelassen. Dafür haben nicht zuletzt die umwerfenden Künstler gesorgt, die es verstanden, das von allen heiß geliebte kleine Instrument in so vielen Facetten erlebbar zu machen. Wäre ich nicht schon vorher ein Fan der Ukulele gewesen, diese Mädels und Jungs hätten mich dazu gemacht. Es ist schwer, angesichts der beeindruckenden Auftritte unsere Highlights zu benennen aber die folgenden gehören auf jeden Fall dazu.
Die Workshop- und Bühnen-Highlights
Zudem verdient, unabhängig von allen musikalischen Künstlern, Moderator (und Künstler!) Nick mehr als eine beiläufige Erwähnung. Charmant, spontan, mit Witz, liebenswert und aufmerksam führte er unermüdlich von früh bis spätnachts durchs Programm, griff selbst zur Ukulele, stimmte Sing Alongs und den Flashmob an, teilte mit dem Publikum seine tiefgefühlte Begeisterung für das kleine Viersaiten-Instrument und verführte sämtliche Künstler dazu, nach ihren Auftritten doch noch ein oder zwei Songs mehr zum Besten zu geben. Ein Stimmungsmacher im allerbesten Sinne des Wortes – und noch dazu immer großartig gekleidet. Er hat die Latte für Moderationen hoch gelegt und den Künstlern auf der Bühne einen unvergleichlichen Rahmen gegeben, ohne sich jemals in ihr Licht zu drängen.
Große Sehnsucht nach Hawaii brachten Andrew Molina und sein Vater Jay auf die Bühne mit modernen hawaiianischen Klängen, gewürzt mit ein bisschen Game of Thrones und traditionellen Hula-Stücken, zum Teil begleitet vom vor Energie sprühenden Peter Luongo, der in einer kleinen Anekdote zum Besten gab, dass die Hawaiianer nur über drei Dinge singen: Essen, die Schönheit der Inseln – und Sex :-D Peter und Andrew nahmen sich viel Zeit in verschiedenen Workshops ihr Können zu teilen.
Tubadu, eine Kombo aus Italien, brachten mit ihrem Italo-Ska, -Reggae und -Calypso Sound die Bühne – und das Publikum – zum Beben. Ihre Geheimnisse verrieten sie auch in einem Workshop zu ihrem energiegeladenem Stil. Azzurro Il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me … !! Da könnte man schon wieder anfangen, wie ein Flummi durch die Gegend zu springen :-D
Die wunderbare, leider durch einen Unfall angeschlagene, aber sehr tapfere Elisabeth Pfeiffer (die dadurch leider auch einen Teil ihrer Workshops absagen musste - gute Besserung noch einmal an dieser Stelle) und Charlotte Pelgen, ebenso wunderbar, brachten mit Songs von Jaques Brel und schwarzhumorigen Liedern von Georg Kreisler Kabarett und Chanson auf die Bühne und damit fast ungewohnte Klänge für die Ukulele, die dabei aber kein bisschen weniger passend waren. Charlotte erweckte später mit The Bad Mouse Orchestra zudem Swing-Klänge aus 20er bis 40er Jahren auf der Ukulele zum Leben.
Dass Swing auch verdammt dirty geht, bewiesen Tim und Jake Smithies von Dead Man’s Uke, deren einzigartiger Dum Ching Sound ein hervorragender Beleg dafür ist, dass Ukulele und Bass ein verdammt sexy Paar sein können. Im Workshop erklärten sie dann auch direkt, wie man diesen Sound hinkriegt - selbst wenn man ohne Bass-Begleitung auskommen muss.
Spannend übrigens, dass mit Andrew und Jay Molina und Tim und Jake Smithies gleich zwei Vater-Sohn-Duos auf dem Festival vertreten waren. Für eine so kleine Szene wie die Ukulele Community ist dieser Schnitt durchaus erwähnenswert.
Mit ganz anderen, modernen Pop Uke Vibes warten auch die vielfältig talentierten The Overdriver Duo (wie viele Instrumente kann ein Mensch eigentlich beherrschen?!) auf sowie der charmante Dani Usero, der mit seiner Flight Ukulele die Bühne und die Open Mic Stage gleichermaßen gerockt und zwischendurch mit seinen „caliente“ spanischen Dance Moves beeindruckt hat. Flight, die auch die zauberhafte Festival-Ukulele (die ihr auf dem Bild ganz am Beginn dieses Beitrags bewundern könnt) als Teil ihrer Travel Series gestaltet hatten, hatten auch andere Künstler eingeladen, wie beispielsweise Milan Veselinovic aus Serbien, der ebenfalls auf der Open Mic Stage auftrat.
Und wer dann dachte, nach Hawaiianisch, Ska, Swing und Pop kann es nicht mehr kreativer werden, den belehrten Opera-lele unterstützt von The Ukulele Teacher, der übrigens auch live hervorragende Ukulele-Kurse gibt (ansonsten lohnt sich immer ein Blick auf seinen Youtube-Kanal), eines Besseren und sangen klassischen Opern- und Musicalstücke, begleitet von der Ukulele. Hinreißend schön!
Ich gebe zu, am Ende des dritten Tages, nachdem ich alle großen Acts auf der Bühne oder in ihren tollen Workshops erlebt hatte, war ich eigentlich der Meinung, viel besser könnte es nun nicht mehr werden. Und dann kam sie. Taimane Gardner. Eine Göttin. Nicht von dieser Welt. Wer ihre Videos kennt, weiß, wie fantastisch sie spielt. Aber wer sie live erlebt hat, ist ihr verfallen. Sie ist geboren für die Bühne. Ihr Präsenz, ihre Bewegung, ihr Spiel, ihre Stimme – alles scheint überweltlich, als würde sie nicht auf die Erde sondern in ein Pantheon gehören. Instinktiv musste ich an die Sirenen denken, die sagenumwobenen Wesen der griechischen Mythologie, die mit ihrem zauberhaften, betörenden Gesang die Seefahrer dazu brauchten, ihnen blindlings zu folgen (natürlich mit dem Unterschied, dass Taimane niemanden in den Tod lockt). Ihr Stil ist einzigartig, sie verbindet Klassik mit Metal, interpretiert hawaiianische Chants und polynesischen Haka ganz neu, intoniert die Planeten und die Elemente. Wie ein nach Frühling duftender Windhauch schwebt sie über die Bühne, nur um Sekunden später wie ein Feuer aufzulodern und vor Energie sprühend ihre Hände so schnell über die Saiten tanzen zu lassen, dass sie einem vor den Augen verschwimmen. Und als wäre das nicht genug, sippt sie zwischendurch nonchalant an ihrem Wein und lehrt dem Publikum humorvoll und herzlich in verschiedenen Sprachen anzustoßen.
Was für eine Show! Was für ein Festival! Wir freuen uns jetzt schon aufs Ukulele Festival 2020! Graz, wir kommen wieder!
PS. Für ein paar Live- und Sound-Impressionen schaut gern in die Highlights unserer Instagram Stories
Photo Credits:
1. Flight: Festival Ukulele aus der Flight Travel Series
2. Maria Mahler: Ukulele und Bass von Dead Man's Uke
3. Maria Mahler: Graz
4. Maria Mahler: Dead Man's Uke mit Diana "The Ukulele Ambassador"
5. Maria Mahler: Schlossberg Kasematten in Graz
6. Maria Mahler: Ukulele Flashmob am Hauptplatz in Graz
7. Maria Mahler: Festival Moderator Nick
8. Maria Mahler: Collage/Jay & Andrew Molina mit Peter Luongo, Tubadu, Elisabeth Pfeiffer und Charlotte Pelgen
9. Maria Mahler: Dead Man's Uke, The Overdriver Duo, Flight Ambassador Dani Usero, The Ukulele Teacher mit Opera-lele
10. Maria Mahler: Taimane Gardner